Meine Fragen an den Frakti­ons­vor­stand

Am vergan­genen Freitag hielt mein Frakti­ons­vor­stand ohne verherige Infor­mation, worum es gehen soll, eine spontane Presse­kon­ferenz ab. Der Inhalt lässt sich hier nachvoll­ziehen (hier der taz-Bericht). Dort wurde unter anderem angekündigt, dass auf der heutigen Frakti­ons­sitzung zu den aktuellen Gescheh­nissen eine Aussprache statt­finden soll. Die Aussprache zu dem fehlenden Video­ma­terial war sowieso geplant. Jetzt wird die Sitzung noch um andere Themen erweitert. Ich sehe das als Chance, Missver­ständ­nisse zu korri­gieren und sich wieder aufein­ander zu zu bewegen.

Ich möchte dabei aber betonen, dass ich mich an einer Suche nach sogenannten „Maulwürfen“ bzw. „Lecks“ in der Fraktion nicht betei­ligen werde und diese rundheraus ablehne. Das hilft uns nicht weiter und führt dabei sogar in die ganz falsche Richtung. Ich war auch schon ab und an „Opfer“ von Indis­kre­tionen und Infor­ma­ti­ons­wei­ter­gaben seitens Partei­mit­gliedern, darunter wie ich mittler­weile sicher weiß, auch schon mehrfach von Christopher Lauer selbst, und ich habe daraus nie einen großen Skandal konstruiert, sondern die Sache mit einer Prise Zynismus und Gleichmut aufge­nommen. Ich habe Einblicke in andere Parteien und deren internen Umgang mitein­ander und weiß, dass die Piraten im Großen und Ganzen vernünftig(er) mitein­ander umgehen und sich sehr solida­risch gegen­ein­ander verhalten.

Statt­dessen will ich gerne konstruktive Fragen stellen, die vielleicht ein wenig Licht ins aktuelle chaotische Dunkel bringen. Damit es wirklich Licht gibt, sind wir jedoch in der Verpflichtung, die Debatte – soweit nicht zwingend anders erfor­derlich – öffentlich zu führen. Die untigen Fragen sind alle juris­tisch über­prüft. Das heißt, sie öffentlich zu fragen, wurde als daten­schutz­tech­nisch unbedenklich einge­stuft. Anders verhält es sich natürlich mit den Antworten. Ich schätze, dass die Antworten auf etwa ein Drittel der Fragen nur intern beant­wortet werden können, da sie die Inter­essen von Mitar­beitern oder Dritten betreffen. Daher werde ich heute beantragen, zwei zusätz­liche Punkte auf die Tages­ordnung zu setzen:
TOP 1. Fragen an den Frakti­ons­vor­stand und Aussprache dazu
TOP 2. Fragen an den Frakti­ons­vor­stand und Aussprache dazu (nicht-öffentlich)
Ich gehe davon aus, dass sich alle Fraktio­näre vor der Aussprache zu diesen Fragen bewusst machen, was sie öffentlich sagen können, ohne in den sensiblen Bereich zu gehen. Die Fragen liegen Christopher Lauer seit Sonntag mittag schriftlich vor, insofern kann er uns ja dann einfach zu Beginn mitteilen, welche Antworten öffentlich gegeben werden und welche nicht-öffentlich.

1. Warum wurde die bislang gut funktio­nie­rende und mit den damaligen Ausschrei­bungen korre­li­e­rende Strategie, zwei gleich­be­rech­tigte Presse­re­fe­renten zu haben, im April 2013 fallen gelassen?

2. Was war der Grund dafür, eine der Referen­tinnen für Presse­arbeit und nicht zum Beispiel andere mit den Prozessen in Fraktion und Partei erfah­re­neren Referenten zum Leiter der Presse­stelle zu machen?

3. Wie wurde diese Entscheidung dokumen­tiert?

4. Warum wurden von dieser Entscheidung Heiko Herberg und Andreas Baum am 22.4. auf einer sogenannten (in §15 der Frakti­ons­satzung nicht vorge­se­henen) Vorstands­sitzung infor­miert, aber nicht der Rest der Fraktion?

5. Wurde zu diesem Zeitpunkt geplant, der Fraktion mögli­cher­weise vorzu­schlagen, Arbeits­ver­träge von Referenten für Presse­arbeit über den 31.12.2013 hinaus zu verlängern?

6. Wie werden gegen­seitige Mittei­lungen und Kennt­nis­nahmen bzw. Entschei­dungen der Vorstands­mit­glieder momentan im allge­meinen dokumen­tiert?

7. Wann war geplant, den Rest der Fraktion über diese Entscheidung zu infor­mieren?

8. Wann gab es die ersten Presse­an­fragen bezüglich des Verhält­nisses von Christopher Lauer und der Mitar­bei­terin von Susanne Graf bzw. dem Verwandt­schafts- und Bezie­hungs­ver­hältnis zu Frakti­ons­mit­ar­beitern, zur Beför­derung von Referenten der Presse­stelle zur Leitung der Presse­stelle und zu der fehler­haften Video-/Audio­auf­zeichnung vom April?

9. Wie war die Strategie zum Umgang mit diesen Anfragen?

10. Wann und mit welcher Über­legung wurde diese Strategie geändert?

11. Wann kam die Idee auf, zu dieser Sache eine Presse­kon­ferenz zu machen?

12. Welche Personen waren in die Über­legung, eine Presse­kon­ferenz zu machen, einge­bunden?

13. Wer hat in welchem Rahmen die Entscheidung getroffen, dazu eine Presse­kon­ferenz zu machen?

14. Warum wurde erstmalig in der Geschichte der Partei, eine Presse­kon­ferenz abgehalten mit dem Ziel, andere Partei- bzw. Frakti­ons­mit­glieder schlecht dastehen zu lassen und ein negatives Klima in der Fraktion zu skizi­ieren?

15. Wann wurden Heiko Herberg und Andreas Baum darüber infor­miert?

16. Warum wurde die Fraktion erst kurz vor Beginn der Presse­kon­ferenz darüber infor­miert?

17. Wie kommt die Aussage auf der Presse­kon­ferenz zustande, dass die der Presse vorlie­genden Infor­ma­tionen von einem Frakti­ons­mit­glied an die Presse gegeben worden sein müssen?

18. Um welche Infor­ma­tionen handelt es sich konkret?

19. Wie kann ausge­schlossen werden, dass die Infor­ma­tionen anders als über ein Frakti­ons­mit­glied an die Presse gegeben wurden?

20. Welchen Frakti­ons­mit­gliedern lagen alle oben genannten Infor­ma­tionen vor?

21. Gibt es über den Verdacht des „Zuste­chens von Infos“ hinaus Hinweise auf ein Komplott oder eine Verschwörung gegen den Frakti­ons­vor­stand?

22. Wieso wurde auf der Presse­kon­ferenz explizit darauf hinge­wiesen, dass Gerwald Claus-Brunner in der Pflcht steht, ein schlüs­siges Konzept für den fahrschein­losen ÖPNV aufzu­stellen?

23. Wurde dies mit Gerwald Claus-Brunner im Vorfeld abgesprochen? Wurden die Mitglieder des Verkehrs­aus­schuss darüber infor­miert?

24. Wurden Journa­listen im Vorfeld darauf hinge­wiesen, dass es auf der Presse­kon­ferenz auch um Verkehrs­an­ge­le­gen­heiten gehen wird, wenn ja welche?

25. Warum wurden Heiko Herberg und Andreas Baum offiziell über das Verhältnis zwischen Christopher Lauer und der Mitar­bei­terin von Susanne Graf infor­miert, aber nicht Susanne Graf?

26. Welche Rolle spielte bei dieser Nicht-Infor­mation die Tatsache, dass Susanne Graf Anfang 2012 sehr klar machte, dass es ihr aufgrund ihrer vorhe­rigen Erfah­rungen wichtig sei, dass es zu keinem Bezie­hungs­ver­hältnis innerhalb der Fraktion käme?

27. Wann war geplant, Susanne Graf offiziell darüber zu infor­mieren?

28. Gab es nach der Frakti­ons­sitzung am 9.4. Nachge­spräche über den Ablauf der Sitzung und die Wortwahl von Christopher Lauer in der Debatte mit Gerwald Claus-Brunner?

29. Falls ja, sind daraus konkrete Handlungen / Ideen entstanden, falls ja welche?

30. Wann war bekannt, dass es Fehler bei der Video-/Audio­auf­zeichnung der Frakti­ons­sitzung am 9.4. gab?

31. Wer hat daraufhin das Material wann und wie über­prüft? Zu welchem Ergebnis ist man dabei gekommen?

32. Welche Maßnahmen wurden daraufhin einge­leitet?

33. Wo ist der Speicher­stick jetzt und wurde eine Daten­rettung ausge­führt? Wenn ja, mit welchen Ergebnis, wenn nein, warum? Und wurde in Betracht gezogen eine Daten­rettung durch Dritte durch­zu­führen?

 

Hier ist das Protokoll des öffent­lichen Teils der Sitzung. Hier ist unser Abschluss­statement.

4 Kommentare zu “Meine Fragen an den Frakti­ons­vor­stand

  1. Gute Fragen. Die Antworten dürften interessant sein. Auch die Antworten aus dem vertraulichen Bereich sollten nach Möglichkeit (erkennbar) geschwärzt veröffentlich werden, so dass der Sinn erhalten bleibt, aber ggf. Personalien von einfachen Angestellten geschützt bleiben.

    Simon

  2. Danke, Fabio, dass Du Dich einsetzt für eine transparente Aufklärung. Das ist ja schon fast wie bei einer kleinen schriftlichen Anfrage an die Regierung hier… ich hoffe, die Antworten werden, sofern unbedenklich (Datenschutz) hier veröffentlicht…

  3. Gibt es denn nun, nachdem die Wogen sich ein bisschen geglättet haben, auf wenigstens ein paar dieser Fragen eine Antwort, welche der interessierten Bürgerin mitgeteilt werden könnte?

  4. Nach weiteren drei Wochen würde mich nun doch interessieren, was aus den Fragen und den dazugehörenden Antworten geworden ist. Dürfen denn gar keine veröffentlicht werden? Sonst könntest Du doch wenigstens die, die wir sehen dürfen, zugänglich machen?

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