Heute habe ich einen „Leserbrief“ an Ines Kappert von der taz geschickt. Ich hoffe auf eine Antwort bis morgen. Der Brief im Wortlaut:
Liebe Ines Kappert,
in Ihrem Beitrag „Von wegen transparent“ vom 18.10.2011 schreiben Sie, die Piraten sähen sich selbst als „postgender“. So sehr ich doch zentrale Aussagen Ihres Artikels teile, muss ich mich fragen, wie Sie auf diesen Begriff gekommen sind. Seit der erstmaligen Beschäftigung der „TAZ“ mit der Piratenpartei im Jahre 2009 zirkuliert dieser Begriff in verschiedenen Artikeln in schöner Regelmäßigkeit. Gleichwohl habe ich noch nie ein Mitglied der Piratenpartei in exponierter Position diesen Begriff benutzen gehört.1) Selbiges gilt übrigens auch für Ihre Behauptung, bei uns herrsche die Meinung vor, „es gäbe kein Problem“. Das beides verwundert mich ein wenig, denn Sie können sich sicher vorstellen, dass ich in den letzten Jahren mit Dutzenden von Piraten-Mitgliedern Gespräche geführt habe und mir solche offensichtlich dämlichen Aussagen dabei nie begegnet sind.
Von mir jedenfalls werden Sie Aussagen wie „Es gibt kein Problem“ oder „Wir sind postgender“ (was auch immer das eigentlich sein soll) zumindest nicht hören. Stattdessen bestätige ich Ihnen gerne, dass die Piratenpartei, genauso wie jede andere Partei, jede andere Institution in Deutschland, von den Problemen rund um die Sozialisierung junger Mädchen und Frauen (und anderer Menschen auch ) betroffen ist.
Was mich zurück zu meiner Frage bringt: Können Sie mir bitte ein oder zwei Aussagen (politisch relevanter) Mandats- oder Amtsträger der Piratenpartei nennen, die die ihrem Text zugrundeliegenden Behauptungen bestätigen? Bitte schicken Sie mir dazu auch gleich einen Link, damit ich das selbst überprüfen kann.
Vielen Dank,
Fabio Reinhardt, Pirat
designiertes Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin
1) Wichtig anzumerken: Einen Parteitagsbeschluss darüber gibt es natürlich ebensowenig.
Lieber enigma424, gelten denn nur Aussagen von „relevanten“ Piraten? Ist nicht jeder Pirat und jede Piratin einfach Pirat und basisdemokratisch legitimiert ihre/seine PiratInnenmeinung kundzutun?
Es geht ja nicht um eine offizielle Verlautbarung im Namen der Piraten, wenn ich das korrekt verstanden habe.
Hallo Piratenbraut, ich weiß, dass „relevant“ an in diesem Zusammenhang ein schwieriger Begriff ist und dass man hier schnell mit dem Totschlagargument Basisdemokratie kommen kann, dass ja jeder gleich wichtig ist. Aber so funktioniert das an dieser Stelle nicht. „Basisdemokratie“ ist kein Freifahrtschein, um die Parteimeinung jedes/r der 15.000 als Parteimeinung darzustellen. Wenn ich über die CDU berichte, dann gehe ich auch nicht an den Stammtisch Hinterwerl, berichte über die Meinungen, die dort vorherrschen, und stelle das als Parteimeinung dar. Und wenn ich über die Aussagen von nicht mandatierten Piraten, die sich in einem Stammtischgespräch austauschen, berichten will, dann muss ich das auch klar kennzeichnen. Alles andere wäre unseriöser Journalismus. Worum genau „es geht“ wird ja eben verschwiegen. Weswegen ich da auch nachhake.
Gruß,
Fabio