Das frühzeitige Erwerben von Sprachkenntnissen im Zuwanderungsland ist von grundlegender Bedeutung für die Integration. Doch derzeit stehen das Integrationskurssystem und das BAMF-ESF-Programm für berufsbezogenen Deutschunterricht Asylsuchenden und Geduldeten nicht zur Verfügung. Bisher haben Zuwander*innen erst dann ein Recht auf Teilnahme an einem Deutschkurs, wenn sie einen regulären Aufenthaltstitel haben. Asylsuchende und Geduldete sind daher davon ausgenommen Flüchtlingsorganisationen forderm seit Langem die Öffnung der Kurse für diese Gruppe. Zudem haben die Bundesländer die Möglichkeit, eigene Mittel zur Verfügung zu stellen, um landeseigene Sprach- und Integrationskurse für Asylsuchende und Geduldete anzubieten. Ausgerechnet der für seine restriktive Flüchtlingspolitik berüchtigte Freistaat Bayern war das erste Bundesland, in dem solche Kurse angeboten wurden. Die Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege Berlin hat daher im März 2013 einen Aufruf gestartet, dem sich zahlreiche namhafte Organisationen angeschlossen haben, und beide Forderungen an den Senat herangetragen. Die Piratenfraktion hat diese Forderungen aufgenommen und das Anliegen im Frühjahr 2013 mit einem Antrag in den parlamentarischer Raum getragen.
Während der Beratungen zum Doppelhaushalt 2014/2015 haben wir zusätzlich einen Antrag eingebracht, für landeseigene Sprach- und Integrationskurse jährlich 700.000 Euro bereitzustellen. Die Koalitionfraktionen SPD und CDU ist uns daraufhin entgegen gekommen und hat jeweils 300.000 Euro pro Jahr für Sprachkurse bereitgestellt. Auch ein Erfolg der Piratenfraktion.
Und: Laut der Integrationsbeauftragten Monika Lüke sollten pro Jahr 300.000 Euro über EU-Mittel zusätzlich hinzukommen.
Aktueller Stand Sprachkurse für Asylsuchende und Geduldete
In der 46. Plenarsitzung am 10. April 2014 hatte ich Senatorin Kolat nach dem Stand der Umsetzung der Sprachkurse im Land Berlin gefragt. Die Senatorin hatte geantwortet, es würde „in den kommenden Tagen losgehen“ (S. 42). Auch aus einer kürzlich veröffentlichten Antwort des Senats auf eine Schriftliche Anfrage ging hervor, dass bisher noch keine Deutschkurse angeboten werden.
In der kommenden Plenarsitzung (22. Mai 2014) wird unser Antrag zu Sprach- und Integrationskursen für Asylsuchende und Geduldete in zweiter Lesung auf der Tagesordnung der Plenarsitzung stehen. Die Koalitionsfraktionen haben dazu allerdings einen Änderungsantrag eingebracht, der unseren Antrag völlig aufweicht und den Senat lediglich dazu auffordert, auf Bundesebene tätig zu werden.
Immer wieder behauptet der Senat, sich für Flüchtlinge einzusetzen. Immer wieder hat Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) den in Berlin protestierenden Flüchtlingen, das Ende der Residenzpflicht, die Aufhebung des Arbeitsverbot und mehr Sprachkurse versprochen. Doch bei diesen Ankündigungen ist es weitgehend gebleiben und die Realität sieht anders aus: Der Einsatz für mehr Rechte und bessere Bedingungen für Asylsuchende und Geduldete bleibt auf der Strecke. Die Anträge der Opposition zur Abschaffung der Residenzpflicht wurden von der Koalition abgelehnt. Arbeitsmöglichkeiten scheitern immer noch am Nachrangigkeitsprinzip. Immer mehr Flüchtlinge müssen in Sammellagern zu miesen Wohnbedingungen leben. Die senatseigenen Sprach- und Integrationskurse sind nach knapp fünf Monaten immer noch nicht gestartet.
Fazit: Der Senat delegiert seine Verantwortung lieber auf die Bundesebene, als selbst dringend benötigte Angebote für Menschen zu schaffen, die Deutschlernbedarf haben – und nutzt Mittel nicht, die wir nach viel Mühen in den Landeshaushalt eingestellt haben. Insgesamt entsteht hier der Eindruck, dass dem Senat das Flüchtlingsthema eher lästig ist, als dass ihm das Wohlergehen der Betroffenen am Herzen liegt.
Ich finde Sprache sollte auch für Flüchtlinge, kein Hinderniss sein. Diese Menschen suchen Schutz und sollen ihn auch bekommen. Nur weil es uns gut geht, heißt das nicht das das wir am Leiden der anderen nichts ändern können. Sprachkurse bei uns für Flüchtlinge, sind doch ein guter erster Schritt oder nicht?
Gruß Bianka