Contai­nerdörfer in brenz­liger Lage – Wettrennen um Mensch­lichkeit eröffnet!

In Berlin brennt es mal wieder an allen Ecken und Enden. Das gilt besonders für den Umgang mit Migrant*innen und Flücht­lingen. Die Cuvry­brache wurde unter ominösen Umständen geräumt. Die Bewohner*innen der Gerhart-Hauptmann-Schule werden wohl zu Ende Oktober auf die Straße gesetzt, die Teilnehmer des Orani­en­platz-Angebots abgeschoben. Rund um Mindest­stan­dards und den Bau von Flücht­lings­un­ter­künften gibt es weiter Skandale und viele Fragen. Und während die SPD ganz mit sich selbst beschäftigt ist, ringen die Opposi­ti­ons­frak­tionen mit der CDU um Wohnungen und angemessene Unter­künfte für Menschen auf der Flucht. (Wie hier und hier auf der 53. Plenar­sitzung am 2. Oktober) Das ist nun erstmal passè.
Next step: Contai­nerdörfer.

Zu den allge­meinen Problemen zum Vorgehen des Senats habe ich mich schon mehrfach geäußert, so auch heute wieder, ebenso die Linken. Doch es hilft nichts. Die Container sind bestellt. Die Standorte wurden heute bekannt gegeben. Es gilt nun nach vorne zu schauen. Denn die Rechten fangen – wie zu erwarten war – bereits Minuten nach der Bekanntgabe mit der General­mo­bil­ma­chung an. Damit ist das Wettrennen um Mitmensch­lichkeit in Berlin ganz offiziell eröffnet.

Refugees welcome?  /  Foto cc-by-nc ekvidi / flickr
Refugees welcome? / Foto cc-by-nc ekvidi / flickr

Was können wir tun?!

1. Organi­siert Euch!

Wohnt ihr in der Nähe einer dieser Locations? (Eigentlich veröf­fent­liche ich keine Straßen von Unter­künften und bitte auch den Senat, das zu unter­lassen. Leider wurden die Straßen heute veröf­fent­licht, insofern hat sich das für diesmal erledigt.)

Pankow/Buch: Karower Chaussee (Betreiber wird die Arbei­ter­wohl­fahrt Mitte)
Falkenberg: Hausva­terweg (Betreiber wird das Evange­lische Jugend­für­sor­gewerk)
Marzahn: Schö­na­gel­straße (Betreiber wird die private PRISOD GmBH)
Köpenick: Alfred-Randt-Straße (Betreiber wird der Inter­na­tionale Bund)
Lichter­felde: Osteweg (Betreiber werden die Malteser)
Lichter­felde: Ostpreußendamm (Betreiber wird der Diako­nie­verein Steglitz)

Die Betreiber stehen noch nicht endgültig fest. Jedoch: Alle diese Unter­künfte sollen zwischen 300 und 480 Plätze bieten. Und alle oben genannten Locations liegen am Stadtrand und bieten beste Gelegenheit für die vielen Neonazi-Gruppen, die sich in den vergangnen Jahren meist unter Tarnnamen wie „Nein zum Heim!“ organi­siert und Stimmung gegen die Menschen machten, die hierher kamen, weil sie verfolgt wurden und Schutz suchten. Wenn Ihr in der Nähe einer dieser Locations wohnt, bitte macht Euch schon bereit, aktiv zu werden, Euch zu organi­sieren und ein Unter­stüt­zer­netzwek zu bilden. Am anfäl­ligsten werden sicherlich die Standorte Marzahn und Buch sein.

2. Koordi­nation über Stadt­teil­zentren

Der Senat hat versprochen, aus den Fehlern der Vergan­genheit gelernt zu haben. Die Bildungs­ver­waltung und die Bezirke sollen früh­zeitig einge­bunden werden, um die angemessene Beschulung der Flücht­lings­kinder von Anfang an sicher­zu­stellen. Die Bezirke wurden heute infor­miert. Stüm­per­hafte „Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tungen“, die dann von der NPD als Bühne genutzt werden, wird es hoffentlich nicht wieder geben. Statt­dessen sollen die jeweils nächsten Stadt­teil­zentren in die Betreuung der Menschen vor Ort und die Unter­stützung der Ehren­amts­arbeit einge­bunden werden. Dafür werden auch geson­derte Gelder bereit gestellt. Ich hoffe sehr, dass die Zentren der über­ra­schend an sie übetra­genen Aufgabe gerecht werden können. Und ich denke,  dass sie dabei jede Hilfe brauchen, die sie kriegen können. Nach meiner ersten Durch­sicht dürften diese sechs Stadt­teil­zentren für die Ehren­amts­ko­or­di­nation zuständig sein:

Pankow/Buch: Stadt­teil­zentrum im Turm, Busonis­traße 136
Falkenberg: Kieztreff Marzahn-West, Ahrens­felder Chaussee 148
Marzahn: Kieztreff Marzahn-Mitte, Marzahner Promenade 38
Köpenick: Rabenhaus e.V., Puchanstr. 9
Lichter­felde Osteweg: NBH Wannseebahn, Mörchinger Str. 49
Lichter­felde Ostpreußendamm: Stadt­teil­zentrum Steglitz e. V., Ostpreußendamm 159

Hier ist übrigens eine Liste aller Berliner Stadt­teil­zentren und eine Stand­ort­über­sicht.

Ein Kommentar zu “Contai­nerdörfer in brenz­liger Lage – Wettrennen um Mensch­lichkeit eröffnet!

  1. Sehr geehrter Herr Reinhardt,

    bei den Großunterkünften für „Flüchtlinge“ geht es nicht nur um „Willkommen und Abschied“ oder „weltoffene Europäer und rassistische Nazis“ – diese Konfrontation paßt den Regierenden und sie lachen sich darüber scheckig, wie Kinder über „Kasper gegen Krokodil“. Es geht aber – für Haushaltverantwortliche – um die „geschäftliche“ Seite der Angelegenheit. Wieviel erhält PRISOD vom Senat pro Flüchtling und Tag? und: Wieviel gibt das Land pro Monat für einen „Willkömmling“ aus und wieviel für ein Landeskind in HARTZ IV?

    Mit freundlichen Grüßen

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