Gerade noch ruderte Innenminister Friedrich mit seiner Forderung nach Vermummungsverbot im Internet zurück. Heute schon startet das Projekt OpenLeaks vom ehemaligen Wikileaks-Mitarbeiter Daniel Domscheidt-Berg, welches auf eben dieser Anonymität basiert. OpenLeaks soll es Menschen ermöglichen Informationen ohne Angst vor Verfolgung und Aufdeckung an Journalisten oder andere Quellen weiter zu geben. Mehrere Medien begleiten das Projekt, darunter die taz und der Freitag. Die Taz schreibt dazu:
„Mit Openleaks steht ein neues Instrument zur Übertragung von Informationen und Dokumenten zur Verfügung. […] Um die Anonymität von Hinweisgebern zu schützen, wurde das System mit dem Ziel entwickelt, die Herkunft der übermittelten Daten nicht zurückverfolgen zu können. […] Openleaks wird dagegen die Dokumente nicht selbst sichten und veröffentlichen, sondern reicht sie direkt an Medien oder Nichtregierungsorganisationen weiter. Die Informanten können dabei selbst bestimmen, welche Empfänger die Dokumente erhalten. Openleaks bietet nur die technische Infrastruktur, die den Absender verschleiert. Auch der Zeitpunkt der Einsendung und des Webseitenbesuchs wird verschleiert. […] Die vom Tippgeber online ausgewählten Medien oder Organisationen prüfen dann die Angaben und entscheiden über die Veröffentlichung.“
Hier ist das Erklärungsvideo von OpenLeaks dazu:
OpenLeaks 101 from openleaks on Vimeo.
Doch nicht nur für Medien ist es wichtig, anonym erreichbar zu sein. Auch für Politiker und andere staatliche und zivilgesellschaftliche Stellen ist es wichtig, erreichbar zu sein für Whistleblower und andere Tippgeber. Denn damit Missstände aufgedeckt werden können, ist die Zusicherung des Schutzes vor Verfolgung elemantar.
Für die Piraten ist das selbstverständlich. Nicht nur, dass wir die anonyme und pseudonyme Kommunikation der Menschen erhalten wollen, wir gehen auch mit gutem Beispiel voran und sind selbst auf anonyme Anfragen und Zuschriften vorbereitet. Hier findet sich mein Key zur PGP-Verschlüsselung, mit dem es möglich ist, eine Email zu schreiben, die garantiert nur ich im Klartext lesen kann. Und hier liegt meine Privacybox. Diese spielt einen Mittler und versendet die Email zeitverzögert, sodass auch mit modernen Tracking-Methoden unklar bleibt, wer denn nun der Absender der Nachricht ist.
Kommunikationsverschlüsselung und Anonymität dienen nicht dazu, Lug und Trug zu stärken oder Rufmordkampagnen zu unterstützen. Wo auch immer sie doch dazu gebraucht werden, sind sie nicht Ursache des Problems. Aufklärung, sachgerechter Umgang mit Medien und verantwortungsvolle Journalisten sind hier gefragt. Diese modernen Verschleierungsmittel (wer noch weitere Tipps für mich hat, immer gerne) sollten selbstverständlich sein, damit Politiker ihrer Verantwortung als verlässlicher Ansprechpartner für den Bürger Gewahr werden können.
PS: Hier schreibt Jakob Augstein, warum der Freitag mit OpenLeaks kooperiert. Ich hoffe, dem schließen sich weitere Medien an.